Nach drei Jahren coronabedingter Pause hatten Schülerinnen und Schüler der drei Klassen des Bildungsganges Sprache und Literatur erstmals wieder die Möglichkeit, ihre selbst verfassten Texte, die im Unterricht der Fächer Literatur und Journalismus oder aber privat entstanden waren, vor Publikum vorzutragen. Für einige der Vorlesenden war es die erste Bühnenerfahrung. Peter-Michael Friedrichs, Vorsitzender des Fördervereins der Lore-Lorentz-Schule und langjähriger Begleiter der Veranstaltung, verwies in seinem einleitenden Grußwort auf die lange Tradition der Lesung und lobte das Engagement aller Beteiligten.
Die Moderatorinnen Ida Dombrowsky, Jana Henneke und Selma Filiz aus der Klasse 11SL führten durch ein abwechslungsreiches Programm, welches vor allem durch die Vielfalt der dargebotenen literarischen Formen zu überzeugen wusste – neben Kurzgeschichten, Erzählungen und Gedichten wurden auch Slam Poetry sowie der szenische Vortrag eines an einer Mafiageschichte orientieren Filmskripts von Finn Hanses, Gast vom Gymnasium Wülfrath, und Lena Hammermeister dargeboten. Ebenfalls bewies Marco Werner, Bildungsgangleiter und Organisator der Veranstaltung, mit seiner symbolistischen Erzählung „Das Schicksal der Nymphe“ einmal mehr seine kreative Ader, während Greta Kasimirowicz den Vormittag durch eine Klaviereinlage bereicherte, indem sie das Stück „Fourth of July“ von Sufjan Stevens zum Besten gab.
Der erstmals verliehene Lessingpreis der Lore-Lorentz-Schule ging für die Fabel „Die hungernde Gans“ an Emilia Boot aus der 11SL. Hintergrund der Preisverleihung ist, dass der Bildungsgang Sprache und Literatur seit einigen Jahren zarte Bande zu Gotthold Ephraim Lessing knüpft, indem die 13. Klasse im Rahmen einer Kooperation mit der Herzog-August-Bibliothek, in der Lessing als Bibliothekar gearbeitet und „Nathan der Weise“ geschrieben hat, die Lessingstadt Wolfenbüttel besucht. Künftig soll jährlich ein Schülertext prämiert werden, der auf überzeugende Weise dem lessingschen Geist der Aufklärung entspricht, Werte wie Rationalismus, Vernunft und Toleranz transportiert und diese auf das Hier und Jetzt anwendet. „Aufklärung ist nicht nur eine vergangene Literaturepoche, sondern auch heute noch in der Lage, die besten Antworten auf zeitgenössische Probleme zu liefern“, so Initiator Marco Werner.
Als Gastautor des Lesungstages fungierte dieses Mal Nikolas Beitelsmann, im Jahr 2018 Abiturient an der Lore-Lorentz-Schule und ehemaliger Chefredakteur der Schülerzeitung Lologramm, der momentan an der Universität Wuppertal studiert und im vergangenen Jahr unter dem Titel „Magnoliensplitter: Geschichten von Traum und Existenz“ einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht hat, an dem mit Sophia Ramahi als Illustratorin und Annika Gröger als Lektorin zudem zwei weitere ehemalige Mitschülerinnen beteiligt waren. In seinen Texten, die während der Coronazeit entstanden sind, beschäftigt sich der Autor vorrangig mit existenzphilosophioschen Fragen und trug beispielhaft die Kurzgeschichten „Die Garnele“ und „Wo ist mein Kopf?“ vor. Bereichsleiter Rainer Franke resümierte: „Für die Schülerinnen und Schüler des Bildungsganges kann ein Gastautor immer auch Vorbild für den eigenen Berufsweg sein – insbesondere, wenn es sich um einen ehemaligen Schüler unserer Schule handelt.“